Zum Inhalt springen

Fragebogen zur Erfassung von ADHS im Erwachsenenalter, aktuelle Probleme, Selbstbeurteilung (FEA-ASB)

Aus ADHSpedia

Der ADHS-Fragebogen für Erwachsene – Aktuelle Probleme, Selbstbeurteilung (FEA-ASB) ist neben dem FEA-FSB, dem FEA-AFB und dem FEA-FFB eines von vier aufeinander abgestimmten Fragebogenverfahren zur Erfassung von ADHS im Erwachsenenalter. Er ermöglicht eine standardisierte Selbstbeurteilung der aktuellen ADHS-Symptomatik und liefert diagnostisch relevante Informationen für die klinische Einschätzung.[1]

Theoretische Grundlage

Die Items des FEA-ASB orientieren sich an den diagnostischen Kriterien für hyperkinetische Störungen nach ICD-10 und für ADHS nach DSM-IV. Erfasst werden die Kernsymptome Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität sowie deren Auswirkungen auf die Alltagsbewältigung. Der Fragebogen zielt darauf, sowohl die Schwere der Symptomatik als auch deren subjektive Bedeutsamkeit für die betroffene Person abzubilden.[2]

Entwicklung

Der FEA-ASB stellt eine Adaptation des Selbstbeurteilungsbogens für Hyperkinetische Störungen (SBB-HKS) aus dem Diagnostik System für psychische Störungen im Kindes und Jugendalter nach ICD-10 und DSM-IV (DISYPS KJ) von Döpfner und Lehmkuhl dar.[3] Die Adaptation für Erwachsene berücksichtigt typische Veränderungen der Symptompräsentation über die Lebensspanne, etwa eine Abnahme grobmotorischer Hyperaktivität bei gleichzeitiger Persistenz innerer Unruhe, Aufmerksamkeitsstörungen und Impulsivität in Berufsalltag, Partnerschaft und Organisation des täglichen Lebens.

Aufbau und Inhalt

Der FEA-ASB umfasst 20 Items, die die 18 diagnostischen Symptomkriterien nach ICD-10 und DSM-IV abdecken. Zusätzlich enthalten die Items A1 bis A5 Fragen zur klinischen Bedeutsamkeit der Symptomatik. Auf diese Weise wird erfasst, in welchem Ausmaß die Beschwerden zu Beeinträchtigungen in verschiedenen Lebensbereichen führen, etwa in Beruf und Ausbildung, im sozialen Umfeld oder bei der Alltagsorganisation.

Die Beantwortung erfolgt auf einer vierstufigen Likert Skala von „trifft nicht zu“ bis „trifft stark zu“. Dadurch lässt sich die individuelle ADHS-Symptomatik differenziert quantifizieren. Sowohl Ausmaß als auch Verteilung der Symptome über die einzelnen Bereiche können in die klinische Beurteilung einbezogen werden.

Durchführung und Auswertung

Der Fragebogen wird als Selbstbeurteilungsverfahren eingesetzt und kann in der Regel innerhalb weniger Minuten ausgefüllt werden. Die standardisierte Antwortskala erleichtert eine rasche Auswertung und erlaubt die Bildung von Summenwerten sowie die Betrachtung einzelner Symptomgruppen.

Die Interpretation der Ergebnisse erfolgt im Kontext einer umfassenden diagnostischen Abklärung. Zu dieser gehören in der Regel ein ausführliches klinisches Interview, Fremdbeurteilungen durch Bezugspersonen, die Erfassung komorbider Störungen und die Prüfung alternativer Erklärungen der Symptomatik. Der FEA-ASB liefert hierfür strukturierte und vergleichbare Informationen aus der Perspektive der betroffenen Person.

Einsatzbereiche

Der FEA-ASB kann als Screening Instrument bei Verdacht auf ADHS im Erwachsenenalter eingesetzt werden und dient gleichzeitig als Baustein in der weiterführenden Diagnostik. Typische Einsatzkontexte sind ambulante und stationäre psychiatrische oder psychotherapeutische Versorgung, spezialisierte ADHS Sprechstunden sowie Forschungsvorhaben, in denen die Ausprägung der ADHS-Symptomatik standardisiert erfasst werden soll.

Darüber hinaus eignet sich der Fragebogen zur Verlaufskontrolle, etwa im Rahmen pharmakologischer oder psychotherapeutischer Behandlungen. Veränderungen der Symptomschwere können über wiederholte Messungen sichtbar gemacht und mit anderen klinischen Informationen integriert werden.

Bedeutung für die klinische Praxis

Der FEA-ASB trägt dazu bei, subjektiv erlebte Beeinträchtigungen systematisch zu erfassen und diese mit den formalen Kriterien nach ICD-10 und DSM-IV zu verbinden. Er unterstützt die klinische Einschätzung, ersetzt jedoch keine differenzierte Diagnostik. Besonders hilfreich ist das Verfahren, um Diskrepanzen zwischen Selbstbild und Fremdbeurteilung sichtbar zu machen und in die therapeutische Arbeit einzubeziehen.

Einzelnachweise

  1. Rösler, M., Retz, W., Retz-Junginger, P., Thome, J., Supprian, T., Nissen, T., Stieglitz, R., Blocher, D., Hengesch, G. & Trott, G. E. (2004). Instrumente zur Diagnostik der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) im Erwachsenenalter. Der Nervenarzt, 75(9), 888–895. https://doi.org/10.1007/s00115-003-1622-2
  2. Retz-Junginger, P., Retz, W., Rösler, M., & Stieglitz, R. D. Diagnostik der Aufmerksamkeitsdefizit Hyperaktivitätsstörung bei Erwachsenen mit Hilfe strukturierter Instrumente. Fortschritte der Neurologie Psychiatrie.
  3. Döpfner, M., Görtz Dorten, A., & Lehmkuhl, G. Diagnostik System für psychische Störungen nach ICD 10 und DSM IV für Kinder und Jugendliche. DISYPS KJ. Verlag Hans Huber.